Wissenswertes zum Böllerschießen in Bayern
Das Böllern selbst hat eine traditionsreiche und teilweise auch durch alte Chroniken belegte Geschichte, die bis in das ausgehende 15. Jahrhundert zurück reicht. Jedoch ist es trotz allen Nachforschungen bis heute nicht gelungen, das Entstehen dieses Brauchtums schlüssig nachzuweisen.
Es ist nachweisbar, dass seit Jahrhunderten im gesamten deutschsprachigen Raum, von Mecklenburg bis Tirol, von Bayern bis Westfalen und bis tief in böhmische Gebiete schon geböllert wurde.
Den spärlichen Informationen nach hat sich das Böllern aus mehreren Bereichen entwickelt. So sollte es zum einen der Abwehr von bösen Geistern und Dämonen dienen, und gleichzeitig helfen, das Wetter zu ändern und die Natur zu erwecken. Auch sollte es die Lebensfreude zum Ausdruck bringen, wenn Taufen, Geburtstage oder Hochzeiten anstanden.
Es galt mit als höchster Achtungserweis, wenn Herrscher und Könige zu Besuch kamen und mit Böllerschüssen empfangen wurden. Auch um rasche und zuverlässige Warnungen zu verbreiten wurde geböllert. So war es noch Anfang des 20. Jahrhunderts in verschiedenen Teilen der Alpenländer üblich, bei Feuer, Kriegs- oder sonstiger Gefahr von den abgelegenen Gehöften der Bergbauern aus durch Böllern auf sich aufmerksam zu machen.
Seit 2009 hat der Bayerische Sportschützenbund seine eigene Böllerschützenordnung.
In dieser finden sich die Sicherheitsregeln und die Anlässe bei denen geböllert werden darf. Informationen zum traditionellen Auftreten und zu einheitlichen Schießkommandos sowie organisatorische Hilfen – eben alles, was der Böllerschütze wissen und beachten sollte.
Als Böllergeräte kommen in der heutigen Zeit überwiegend Standböller, Böllerkanonen sowie Hand- und Schaftböller, die in der Regel von namhaften Böllerherstellern gefertigt werden, zum Einsatz.
Damit das Böllerschiessen nicht zu einer Gefahr für Mensch und Umwelt wird, muss jeder Böllerschütze die notwendigen Kenntnisse und Fertigkeiten besitzen, um Böllerpulver vorschriftsmäßig erwerben, verbringen, aufbewahren, verwenden und vernichten zu können.
Diese Kenntnisse muss er in einer Prüfung vor dem zuständigen Gewerbeaufsichtsamt nachweisen. In Bayern gibt es momentan 720 Böllergruppen mit 9.850 (in Oberfranken 550) Böllerschützinnen und Böllerschützen, die diese schöne Tradition betreiben.
Hoffen wir, dass das Böllerschiessen auch in Zukunft ein guter Brauch bleibt, der mit ungetrübter Freude ausgeübt werden kann.
Adolf Reusch
Stv. Landes- u. Bezirksböllerreferent